Bericht zur Jahrestagung 2021

Im November 2021 hat nach einer Coronapause unserer Jahrestagung in Präsenz stattgefunden.

Jahrestagung der evangelischen Beratungsstellen: „Erwachsen werden wir später?“ – Beratung junger Erwachsener und ihrer Eltern

Nach einem Jahr coronabedingter Verschiebung konnte die Tagung in Präsenz stattfinden und fand reges Interesse bei den Beratungsfachkräften. (Akademie Die Wolfsburg, Mülheim/Ruhr, mit gutem Hygienekonzept)
Frau Prof. Inge Seiffge-Krenke zeigte auf, dass sich in den letzten Jahren zwischen Jugendalter und Erwachsenenalter eine neue Phase entwickelt hat, die in der Forschung „Emerging Adulthood“ genannt wird. Marker des Erwachsenseins wie Berufseintritt, ggf. Heirat, Familiengründung, aber vor allem auch die Identitätsentwicklung und das eigene Empfinden, wirklich erwachsen zu sein, haben sich zeitlich nach hinten verschoben. „Identitätsexploration, Loslösung von kulturellen und sozialen Entwicklungsnormen sowie Selbstfokussierung und Diversität sind … Marker einer neuen Lebensphase, die sich in vielen westlichen Industrienationen nachweisen lassen …“, so formuliert es Seiffge-Krenke. Die Ziele der jungen Menschen seien nach wie vor hoch, aber die Erreichung dauere länger als früher.
Dr. Swantje Eibach-Danzeglocke berichtete aus ihrer Arbeit als Pfarrerin einer Studierendengemeinde. Eindrucksvoll stellte sie anhand von Bildern aus einem Kunstprojekt die Wahrnehmung der Identität und der anstehenden Lebensaufgaben von Studierenden dar. Neben Fragen der Identitätssuche und der Suche nach ihrem Platz in der beruflichen und privaten Zukunft spielt die Pandemie mit ihren Folgen eine große Rolle. Nebenjobs, Praktika, Auslandszeiten und das Kennenlernen Gleichaltriger sind viel schwieriger geworden.

In Workshops berichteten drei Fachkräfte aus der Ev. Jugendberatungsstelle Neuss über ihre kreativen und einfühlsamen Hilfen für junge Erwachsene: Von der Freiheit, keinen festen Plan zu haben.

Diplom-Psychologin Angelika Wuttke (Psychologische Beratung der H.-Heine-Universität Düsseldorf) teilte ihre Erfahrungen, Studierenden bei Motivationsproblemen, Aufschieberitis und Prüfungsangst helfen zu können.

Irene Hochstrat bearbeitete mit Methoden der Systemischen Therapie Themen der Jugendlichen, jungen Erwachsenen und ihrer Eltern bzw. anderen Bezugssysteme.

Sabine Loobes (LVR-Klinik, Viersen) informierte über die Grenzen zwischen Adoleszenzkrisen und psychischen Erkrankungen.

Dr. Stefan Kimm (LWL Klinik Dortmund) zeigte auf, wie Mediennutzung zwischen Chancen und Suchtgefahren stattfindet und welches Therapiekonzept bei Bedarf erfolgreich sein kann.

Am zweiten Tag arbeitete Dr. Barbara Ollefs (Osnabrück) mit den Methoden der Elterlichen Präsenz interaktiv mit den Teilnehmenden an Konflikten zwischen Eltern und jugendlichen oder jungen erwachsenen Kindern.

Die Teilnehmenden waren sehr froh, sich wieder real treffen und austauschen zu können und nahmen aus den hochwertigen Beiträgen viele neue Anregungen für ihre Beratungsarbeit mit.

Die nächste Jahrestagung für die Beratungsfachkräfte in der EKiR findet vom 2.-3.11.2022 zum Thema „Geschwister“ in Mülheim/Ruhr statt.